BLOG - Erfahrungen mit Prozessen

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Start am 2. Oktober 2015 und in Bearbeitung.

 

 
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    Karlsruhe
 

Inhalt:

2. Okt. 2015 Die Existenzangst 5. Nov. 2015 Heilung von Stress
15. Nov. 2015 Lösungsprozess: Frühkindliches Trauma - Totstellreflex - Vernachlässigung 13. Feb. 2016 Die Tragweite des Morbus Sudeck (CRPS)



BLOG - Erfahrungen mit Prozessen

Ich schreibe diesen Blog über meine Prozesse, um euch zu zeigen, dass all das sehr 'normal' ist und mit 'psychisch krank' nichts zu tun hat - im Gegenteil. Viele Menschen schleppen ihr ganzes Leben lang unterdrückte Gefühle und seelische Schmerzen (sprich: unverarbeitete Traumata) mit sich herum und trauen sich nicht, sie anderen zu zeigen. Dabei ist das Zulassen von Gefühlen und Schmerz einen große Chance, sich von altem Ballast zu befreien und Blockaden in der Gegenwart aufzulösen.
Es ist ein wenig wie mit den 'Krankheiten'. Es wird ja allgemein vermutet, dass Fieber ein Zeichen von 'Krankheit' sei. Doch das Fieber ist bereits die Heilungsphase. Die Krankheit ist der Konflikt, Stress etc. davor. (Hast du schon die Erfahrung gemacht, dass du nach einer sehr stressigen Phase erst einmal 'krank' wirst. Oder wenn dein Körper den Stress auf der Arbeit nicht mehr aushält, dass du dann 'krank' wirst? Es ist nicht 'krank', sondern die Heilung von dem Stress, Konflikt.)
So ist es auch mit diesen seelischen Prozessen. Es werden Gefühle unterdrückt, um sich zu schützen und ein Konflikt besteht. Ist aber irgendwann der geeignete Rahmen vorhanden, in dem man sich verstanden und sicher fühlt, dann dürfen die Gefühle auftauchen, der Prozess und letztendlich die Heilung beginnen. Den stimmigen Rahmen zur Traumaverarbeitung bestimmt man immer selbst. Das kann bedeuten, dass ich mich einer lieben Person anvertraue und in ihrem Beisein meine Gefühle zulassen kann. Oder dass ich eine/n Therapeuthen/in finde, bei der/dem ich mich wohl fühle. Oder aber der stimmige Rahmen ist das Allein-sein, da ich mich nur damit sicher fühle, allen meinen Gefühlen frei Ausdruck zu verleihen. So ging es mir, wenn ich Wut fühlte. Ich wollte nicht, dass andere sehen, wie ich meine Wut ausagieren. Das habe ich lieber alleine gemacht. Wut ist außerdem nur die Spitze des Eisberges und war bei mir in den Anfängen nur ein Einstieg zur Schmerzverarbeitung. Denn nach der Wut kam immer der Schmerz und die Tränen.

Weinen als Heilkraft
Ich selbst bin froh, dass mir mein Umfeld als Kind das Weinen nicht genommen hat. Das Weinen hat eine große Heilkraft. Wer nicht weinen kann, könnte es schwer haben mit der Verarbeitung von Schmerz (Trauma).In dem Fall würde ich mich zunächst um das Thema "weinen können" oder "ich darf weinen" kümmern.
Mein Mann, Olaf Jacobsen nennt es sogar Tränen-Yoga - in Anlehnung an Lach-Yoga.

So sind alle meine hier angebotenen Therapien - allen voran "Die Freien Systemischen Aufstellungen" eine Möglichkeit, sich mit seinen Themen und unverarbeiteten Schmerzen zu konfrontieren und im geeigneten, schützenden Rahmen (den man sich selbst schaffen bzw. suchen muss) ggf. zu lösen.



 

Die Tragweite des Morbus Sudeck (CRPS)
13. Feb. 2016

Vor einigen Tagen ist mir der Tragweite des Morbus Sudeck bewusst geworden. Ich weiß nicht, ob sich irgendein Arzt dessen bewusst ist. Bis dahin glaubte ich einfach, dass ein Morbus Sudeck immer sichtbar und nur nach schweren Unfällen und OPs auftreten kann.

Definition Morbus Sudeck (CRPS):
"CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome (komplexes regionales Schmerzsyndrom).
Das CRPS ist eine chronische neurologische Erkrankung, die nach einer Weichteil- oder Nervenverletzung, häufig in Zusammenhang mit der Fraktur einer Extremität auftritt. Für das CRPS vom Typ I wird häufig noch die ältere Bezeichung "Morbus Sudeck" verwendet - benannt nach ihrem Entdecker Paul Sudeck (1866-1945), einem Hamburger Chirurgen. ICD10-Code: M89.0
Die Pathogenese des CRPS ist nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um einen irregulären Heilungsverlauf des verletzten Gewebes. Das Auftreten eines CRPS ist dabei nicht von der Schwere der Verletzung abhängig - die Verletzung kann sogar so geringfügig sein, dass der Patient sich nicht an sie erinnert. Infolge der Verletzung kommt es zu einer Fehlregulation des sympathischen Nervensystems, die den normalen Heilungsverlauf blockiert und stattdessen einen circulus vitiosus von Schmerz und nachfolgender Sympathikusreaktion in Gang setzt.
Die Symptome des CRPS sind anfangs unspezifisch und werden oft falsch interpretiert bzw. vom behandelnden Arzt nicht ernst genommen. Bei der CRPS handelt es sich jedoch um eine Krankheit, nicht um eine Befindlichkeitsstörung. Typische Krankheitszeichen sind:
Sensorische Störungen: Brennender Ruheschmerz, Hyperästhesie (größere Sensibilität oder Übererregbarkeit), Allodynie (gesteigerte Schmerzempfindlichkeit)
Motorische Störungen: Muskelschwäche, Bewegungseinschränkungen, Tremor, Myoklonien (Zuckungen)
Autonome Störungen: Ödeme, Hyperhidrose (starke Schweißbildung), erhöhte oder erniedrigte Hauttemperatur
Trophische Störungen: Hautveränderungen (livides Kolorit, trockene Haut, Salbenhaut), verändertes Haar- und Nagelwachstum
Fortgeschrittene Symptome des CRPS sind Osteoporose und Gelenkversteifung (Ankylose). Im Endstadium kommt es zur Atrophie bzw. Dystrophie der betroffenen Extremität. " (http://flexikon.doccheck.com/de/CRPS#Definition)

Das Wissen dazu gibt es teilweise schon lange in meinem Gehirn:
Teil 1 habe ich 2001 während meiner hnc - human neuro cybrainetics-Ausbildung gelernt. Mit hnc kann man Nerven regenerieren. Bei Morbus Sudeck wird nicht nur der Nerv an sich regeneriert, sondern auch dessen Sympathikus-Anteil. (Jeder Nerv hat auch immer eine sympathische Faser.)
Teil 2 machte ich Mitte 2015 die Ausbildung "Viszerale Osteopathie". Hierbei hieß es: Ein Organ kann nur dann optimal funktionieren, wenn 1. Gelenke, Knochen etc. korrekt stehen, 2. die betreffenden Nerven nicht blockiert sind und 3. die Faszien des Organs entspannt ist. Und so ging man in der Behandlung vor: 1. Gelenke und Knochen richten, 2. Nerven befreien z.B. durch Manipulation von Wirbeln und 3. Faszien entspannen.

Vor ein paar Tagen nun haben sich das Wissen dieser beiden Teile zusammengefügt.
Nicht nur Organe, sondern auch Muskeln werden innerviert, d.h. von Nerven gesteuert. Dauerhaft instabile oder dauerhaft verspannte oder geschwächte Muskeln können somit verschiedene Ursachen haben:
1. Blockierte Gelenke, 2. blockierte Nerven und 3. verspannte Faszien. Doch auch wenn die Gelenke richtig stehen, die Nerven frei sind und sich die Faszien in einer optimalen Spannung befinden, bleibt das Gelenk instabil, d.h. die Korrekturen halten nicht auf Dauer.
Lt. der Definition von Morbus Sudeck kann ein Nerv so geschockt sein, dass er gar nicht oder nur noch teilweise funktioniert - vor allem den Sympathikus-Anteil betreffend. Dann zeigt sich das typische Bild: Keine Heilung, teigige, farblose Schwellungen (Ödeme = Wassereinlagerungen), Dauerschmerzen etc.

Was aber, wenn der Nerv selbst geschockt ist und nicht richtig arbeitet?
Sprich: Der Muskel funktioniert, aber kann z.B. nicht aufgebaut werden. Oder der Muskel funktioniert zwar, ist aber nicht belastbar - wird schnell müde. Oder der Muskel kann nicht die gleiche Spannung wie sein Antagonist aufbauen, wodurch Fehlstellungen in den Gelenken entstehen.

Was wäre, wenn es auch einen "leichten" Morbus Sudeck gibt?
Organe und Muskeln funktionieren zwar, so dass es zunächst nicht auffällt. Sie sind aber nicht mehr belastbar oder zu schwach bzw. funktionieren nur ungenügend.

Mein Beispiel:
Ich hatte 2009 einen Fahrradunfall bei Glatteis (Blitzeis), dabei bin ich auf den rechten Ellenbogen und auf die rechte Hüfte gefallen. Trotz Behandlungen mit hnc hatte ich mehrere Monate starke Schmerzen in der rechten Schulter (die nur durch Physio-Tapes erleichtert werden konnten) und leichte Schmerzen in der Schulter bei Bewegung bis zu meiner Selbstbehandlung vor einigen Tagen. Außerdem hatte sich mein Kopfgelenk während des Unfalls verschoben und die drei Nerven im Foramen jugulare geschockt: N. vagus, N. accessorius und N. glossopharyngeus und natürlich dessen Sympathikus-Anteile - wovon ich ja leider damals nichts wusste.
Im Laufe der Zeit schien ich in einem Dauerstress zu stehen, den ich nicht verstand, weil ich keinen äußerlichen Stress hatte. Woher kam dieser Stress, den ich oft als "innerlich" fühlte?
2010 wurde ich selbst in der Notaufnahme mit einer Bluthochdruckkrise (226/120) vorstellig. Man versorgte mich mit Blutdrucksenkern und empfahl mir, mich zu entspannen. (Kleiner Scherz - hätte ich nur allzu gerne gekonnt. Doch keine Entspannungstechnik half.)
Der im weiteren Verlauf behandelnden Ärztin teilte ich mit, dass ich seit einigen Wochen auch unter Schlafapnoes leide (Ich wusste, dass dadurch auch der Blutdruck sich dauerhaft erhöhen kann). Sie tat das aber ab, dass ich kein Typ für Schlafapnoes sei und es somit nicht sein kann. (Welch eine Anmaßung - ich konnte diese Apnoes regelmäßig nachts wahrnehmen, bevor ich ganz durch das Ersticken erwachte!) Weitere Untersuchungen wurden nicht gemacht. Ich nahm die Blutdrucksenker 6 Monate und setzte sie dann ab, denn ich gab nicht auf, die Ursache doch noch zu finden. Ich hatte noch nie hohen Blutdruck gehabt (Immer 110/70) - nicht während stressiger Phasen und nicht in der Schwangerschaft und 6 Monate nach dem Sturz sollte ich auf einmal Bluthochdruck haben - für immer!? Nein, das wollte ich nicht wahr haben!
Während der Ausbildung "viszerale Osteopathie" wurde das Kopfgelenk gerichtet, was schon einige Erleichterungen brachte. Der Schulterschmerz in der Bewegung und ein instabiles Kopfgelenk und instabile Halswirbel - vor allem während des Schlafens - blieben und wurden immer schlimmer. Außerdem hatte ich einen Dauerspannungsschmerz vom unteren Rand des Kopfes (Prozessus mastoideus), den seitlichen Hals hinunter bis hin zur Schulter. Die Muskeln waren einseitig vollkommen verspannt.

Bis ich auf die Idee mit der Nerven-Regeneration kam.

Erklärungsversuch meiner Symptome
:

1. Ein Schock des N. vagus könnte zur Folge haben:
  - Dauerstress (sprich: Sympathikus-Tonus), da der N. vagus nicht mehr funktioniert. Denn ist der N. vagus nicht aktiv, dann ist der Sympathikusnerv aktiv (und normalerweise auch umgekehrt).
  - Alle inneren Organe konnten nicht mehr optimal funktionieren. Was sich bei mir durch leichte Verdauungsbeschwerden, Bluthochdruck und schlechte Entgiftungfunktion zeigte.
2. Ein Schock des N. glossopharyngeus könnte zur Folge haben:
  - Der M. levator veli palatini und M. uvulae (Heber des weichen Gaumens) funktionierten nicht optimal und erschlafften während des Schlafens, so dass die Atemwege blockiert wurden. (Schnarchen bis hin zur Schlafapnoe).
  - Vermehrtes Verschlucken beim Trinken und Essen.
  - Dumpfe Ohrgeräusche
  - Ein Ast des Nerves "Ramus sinus carotici" zieht zu den Sensoren des Atem- und Kreislaufzentrums, so dass dieses durch den Schock auf Hochtouren läuft und somit Bluthochdruck zur Folge hat.
(Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen dadurch Bluthochdruck haben, der mit Medikamenten symptomatisch behandelt wird, statt einfach den Schock des Nerves zu beseitigen und somit ohne Medikamente leben zu können!)
3. Ein Schock des N. accessorius könnte zur Folge haben:
  - Dauerverspannung und Schmerzen im Hals-, Nacken- und Schulter- und oberer Rückenbereich, da N. accessorius den Halsmuskel M. sternocleidomastoideus und den großen Rückenmuskel M. trapezius innerviert.
  - Instabilität des Kopfgelenkes und der Halswirbel bei einseitigem Schock des Nerves. Bandscheiben-Vorfälle im HWS-Bereich könnten dadurch möglich werden.
   

Was war bei mir nach der Nerven-Regeneration mit hnc anders:

  Die einseitige, schmerzende Dauerspannung von Kopf bis Schulter war sofort weg.
  Ab sofort keinerlei Schlafapnoes mehr. Schlafen auf dem Rücken funktionierte ab sofort wieder wunderbar. Ich konnte auch wieder ohne Kissen schlafen - was früher für mich üblich war und seit der Probleme schier unmöglich geworden war.
  Die Kopfgelenke und die Halswirbel stabilisierten sich allmählich - wahrscheinlich mit Aufbau der erforderlichen Muskulatur, so dass ein ruhiger und festerer Schlaf und somit Durchschlafen möglich wurde. (Ob Babys nach der Geburt manchmal deshalb nicht durchschlafen können und schreien müssen?)
  Die dumpfen Ohrgeräusche verschwanden allmählich.
  Die inneren Organe funktionierten besser. Sichtbar z.B. durch Stuhl-Normalisierung, die Nieren transportierten die getrunkene Menge an Wasser schneller nach draußen.
  Keine Gewichtszunahme bzw. sogar Gewichtsabnahme der übermäßigen Pfunde, die ich seit des Unfalls aufgebaut habe (6 - 8 kg), ohne Diät.
  Blutdruck? - ups, habe ich noch gar nicht gemessen … wird noch nachgereicht.

Wenn diese einfache Nerven-Regeneration mit hnc so tolle Wirkungen hat, wie müssen da erst die Wirkungen sein, wenn man die Nerven von Organen und anderen Problem-Zonen (Muskeln) regeneriert? Kann man da diverse Krankheiten oder Insuffizienzen heilen? Wie groß ist diese Dimension dieser Technik? ....





Lösungsprozess: Frühkindliches Trauma - Totstellreflex - Vernachlässigung

Nicht Religionen sind die Ursache von Gewalt und Terror, sondern die frühkindliche Erziehung.

Die Fähigkeit zur Gewalt wird - meiner Meinung nach - in der frühen Kindheit von den Eltern angelegt. Babys erfahren im Mutterleib, dass alle ihre Bedürfnisse voll und ganz erfüllt werden: Sie bekommen Nahrung und Nähe. Wenn Babys geboren werden, sind sie keineswegs fähig alleine zu leben. Sie brauchen die sogenannte Brutpflege - also weiterhin: Nahrung und liebevolle Nähe. Wird dies von den Eltern - vorrangig Mutter - voll und ganz erfüllt, dann erfährt das Baby eine Selbstwirksamkeit: Es hat einen Impuls (sprich: weint) und die Mutter reagiert und sucht danach, wie sie ihr Baby zufrieden stellen kann, so dass es nicht mehr weinen muss.
Geschieht die adäquate Bedürfnissbefriedigung vor allem im Babyalter NICHT, dann ist das für ein hilfloses Baby, was nicht selbst laufen und reden kann, ein TRAUMA. Und bei Traumata ist es so, dass Mitgefühl abgeschaltet werden muss. Denn würde das Baby im Falle der Vernachlässigung weiterhin Mitgefühl haben, dann würde es so heftig unter der Vernachlässigung leiden, dass es stirbt. (Anmerkung: Säuglinge, Menschen, Säugetiere sterben, wenn der Stress zu groß ist und sie nicht (mehr) in der Lage sind, Gefühle abzuspalten.)
So wird bei jedem Trauma ein Teil des Mitgefühls unter Schmerz begraben und je mehr Traumata erlebt werden, desto weniger Mitgefühl bleibt.
Solche Taten wie am Freitag, den 13. Nov. 2015 in Paris können also nur verübt werden, wenn das Mitgefühl der Täter unter ganz viel eigenem Schmerz (= ganz viele erlebte Traumata) begraben liegt. Daher gilt mein Mitgefühl und meine Trauer nicht nur den Opfern, sondern auch den Tätern.
Die Lösung liegt nun NICHT darin, die Täter zu bekämpfen, die Tat zu rächen und die Schuld für den eigenen Schmerz dem anderen in die Schuhe zu schieben, sondern den Schmerz zu verarbeiten - zu trauern - zu weinen, über das, was einem passiert ist. Natürlich mag der andere für die Tat und für den zugefügten Schmerz verantwortlich sein, dass er mich verletzt hat und sollte dafür auch die Folgen tragen - das steht für mich außer Frage. Doch die gerechte Strafe für den anderen ist eine Sache und gleichzeitig ist die Bestrafung des Täters nach den weltlichen Gesetzen aber NICHT die Lösung für MEINE Schmerzen. Wer die eigenen Schmerzen (egal wer sie verursacht hat) nicht selbst fühlt und ausweint (verarbeitet), sondern von sich weist, wird sie später an andere weitergeben und selbst zum Täter werden.

Man muss sich nur im Alltag umschauen: Wie viele Eltern schimpfen mit ihren Kindern (oder schlagen sie sogar), nur weil die Kinder einen Fehler gemacht haben?! Das ist Täter-sein! Das ist keine Schmerzverarbeitung, sondern Schmerzweitergabe!

In den Kulturen, wo ein Kind als Mensch weniger wert ist als ein Erwachsener und geschlagen wird oder verbal be- oder geschimpft wird, und wo Schmerzverarbeitung in Form von Weinen als Schwäche verpönt wird, ist die Gewaltbereitschaft sehr hoch Und das ist auch bei uns so - man lese das Buch von Johanna Harrer: "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind", das die Grundlage der Erziehung vieler deutscher Mütter war und ist! Auch wenn wir uns in Deutschland nicht bewusst sind, dass wir zum Teil noch so handeln wie es in Harrers Buch steht - es ist vorhanden.
So erlebe ich immer wieder in meiner Beratung, dass bei Problemen mit den Kindern oft eine Behandlung der Kinder gewünscht ist - sprich: Sie sind falsch und müssen sich ändern. Sie gehorchen nicht … usw. Doch viel zu wenig Eltern ist bewusst, dass Kinder nur in Resonanz zu den Anteilen der Eltern schwingen. Versteckte, unterdrückte Anteile der Eltern, die die Kinder mit ihrem (Gott sei Dank noch) großem Einfühlungsvermögen wahrnehmen und ausdrücken. So kann die Wut eines Kindes ein Ausdruck der nicht gelebten Wut (= unterdrückter Schmerz) der Eltern sein.

Arno Gruen hat dazu wunderbare Bücher geschrieben: "Dem Leben entfremdet", "Wider den Gehorsam" und "Der Fremde in uns".
Das Buch "Die Kriegs-Trance" (
http://www.in-resonanz.net/buecher.html) von Olaf Jacobsen geht über das, was Arno Gruen schreibt noch hinaus, da er auch Möglichkeiten aufzeigt, wie man Schmerz verarbeiten kann und wie man aus dem Täter-sein wieder heraus kommt.
Ich selbst halte seit Jahren den Vortrag "Kinder empathisch und beHERZt begleiten" - aber viel Interesse hat der Vortrag nicht, weil ich wohl die Eltern, Lehrer und Erzieher mit ihrem eigenen Täter-sein konfrontiere und wer mag das schon. Doch DAS wäre in meinen Augen die Lösung. Hier ist er in voller Länge nachzulesen: http://www.realitaeten-restaurant.de/vortrag15.html

Dass solche Traumata lösbar sind, zeigt mein eigener Prozess am Abend vor dem Terror in Paris am 13. Nov. 2015:

Lösungsprozess
Am Donnerstag, den 12. Nov. 2015 um 21.30 Uhr lag ich im Bett und war hundemüde, da ich bereits zwei Nächte davor schon überhaupt nicht geschlafen hatte. Der Grund lag in heftigen, körperlichen Beschwerden, die wie folgt abliefen:
Immer wenn ich einschlief, verschob sich etwas in dem Gelenk zwischen Kopf und Wirbelsäule (= Kopfgelenk = Atlantooccipital-Gelenk) und drückte wohl auf eine Arterie (Vertebralarterie), die das Gehirn mit Blut versorgte.
(Siehe dazu Dr. sc. med. Bodo Kuklinski, http://www.dr-kuklinski.info/aktuell/aktuell.html, Autor von "Das HWS-Trauma". Bitte nicht wundern, dass andere Ärzte davon keine Ahnung haben. Das Wissen ist nicht Bestandteil der Schulmedizin!!).
Jedenfalls hatte ich beim Einschlafen, wenn sich der Körper und alle Muskeln entspannen, das Gefühl, dass mein Gehirn blutleer wird - ein Gefühl, als wenn es mir schwarz vor Augen werden würde. Eine Blutleere ist aber gefährlich für das Gehirn (Mangel an Glucose und vor allem an Sauerstoff) und ein Schlaganfall bzw. eine weiße Ischämie drohte. So wurde daraufhin von meinem Körper massiv Adrenalin ausgeschüttet, damit ich wieder wach werde, die Muskeln anspannen und somit die leichte Fehlstellung im Kopfgelenk (Atlantooccipital-Gelenk) mit einen Knack wieder rückgängig gemacht wird, so dass der Kopf sich wieder normal anfühlt.
Das lief seit zwei Nächten ununterbrochen so: Einschlafen, Blutleere im Kopf fühlen, Schreck bekommen, wach werden, Knack - einschlafen, Blutleere im Kopf fühlen, Schreck bekommen, wach werden, Knack …. Ein schier unerträglicher Zustand.

Für die, die denken, dass ich doch hätte zum Arzt gehen sollen: Ich war in der Notaufnahme in der zweiten Nacht. Ich bin in die Klinik gefahren mit dem Gefühl, dass man mich nicht ernst nehmen wird (vorgewarnt durch das Buch von Dr. Bodo Kuklinski) und mein Gefühl sollte recht behalten - leider. Ich berichtete der Ärztin: "Immer wenn ich einschlafe, fühlt sich der Kopf plötzlich blutleer an und mir wird schwarz vor Augen, dann werde ich wieder mit Schreck wach und dann knackt es im Kopf und dann ist das Gefühl weg. Und so geht das die ganze Nacht, so dass ich überhaupt nicht schlafen kann." Antwort der Ärztin: "Im Schlaf ist das Gehirn sowieso blutleer!"
Da staunte ich aber nicht schlecht über die Aussage. Eine Untersuchung wurde mir bis auf eine neurologische Untersuchung verweigert. Auch alle anderen Umstände waren sehr bizarr. In den 10 Minuten in der Notaufnahme mit der Ärztin bekam sie 3 Anrufe, tätigte selbst 2 Anrufe und es kamen 2 andere Personen in den Raum, um mit ihr etwas zu besprechen. Ein zusammenhängendes Gespräch war gar nicht möglich. Ich nahm das Ganze aber relativ gelassen hin. (Früher hätte ich mich tierisch geärgert.) Schon nach der Aussage, dass das Gehirn im Schlaf blutleer sei, war für mich schon alles klar. Ich erhielt mir meine Würde, in dem ich dann ging, bevor sie mir ihren Bericht über die Untersuchung in der Notaufnahme mitgeben konnte.

So erwartete mich am Donnerstagabend die dritte, furchtbare Nacht. Ich fühlte panische Angst vor dieser Nacht - Angst einzuschlafen und nicht mehr durch das Adrenalin geweckt werden können, weil ich einfach zu müde wäre und ich dann sterben würde.
Doch mein innerer Beobachter schaltete sich ein: "Hey, du hast Angst vor dem Schlafen! Was fühlst du noch?"
Ich antwortete innerlich: "Ja, ich habe Angst vor dem Schlafen - ich fühle mich total hilflos - keiner ist da, der mir helfen kann oder will - ich bin verzweifelt - fühle mich dem Tode nahe, denn lange werde ich das nicht mehr durchhalten können - ich fühle ganz viel Stress!"
"Und woher kennst du das alles? Von früher? Kindheit? fragte mein innerer Beobachter.
"Ja klar!" es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Ich wurde bereits in der zweiten Lebenswoche nachts zum Schlafen in die Küche geschoben, um zu erreichen, dass ich durchschlafe. So bekam ich nachts weder zu Essen, noch liebevolle Zuwendung, wenn ich wach war. Man ließ mich einfach mehrere Nächte durchschreien, denn irgendwann - so die Erfahrung meiner Oma - werde ich aufhören zu schreien und in Zukunft durchschlafen. Und so geschah es.
Was meiner lieben Oma aber nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass ein Baby, gerade neu geboren, dadurch ein sehr heftiges und tiefes Trauma erlebt. Allein das Hungergefühl ist für ein Neugeborenes als lebensbedrohlich fühlbar. Wenn die Mutter nicht auf das Schreien reagiert und das Baby in den Arm nimmt, ist das ebenfalls lebensbedrohlich. Denn wenn zu Urzeiten die Mutter nicht mehr kam, war sie meistens tot. Kurz und knapp: Ein Baby, um das man sich längere Zeit (egal ob nachts oder am Tag) nicht kümmert und das das Schreien von selbst beendet, erlebt einen sogenannten Totstellreflex in Todesangst (Der Totstellreflex war ganz früher in der Evolution wichtig. Da Kindergeschrei auch Raubtiere anlockt.). Wenn dann morgens, wenn die Mutter das Kind aus dem Bett holt, keine Zeit und kein Raum für die Verarbeitung des nächtlichen Traumas gegeben wird, bleibt das Trauma bis in das Erwachsenenalter bestehen und kann das weitere Leben beeinträchtigen.
Bei mir war die Zeit zur Verarbeitung am Morgen nicht vorhanden. Sehr früh verließ meine Mutter mit mir das Haus, um mich zur Kinderkrippe zu bringen, wo ich dann wieder den ganzen Tag alleine in meinem Bett liegen musste, bis ich endlich sitzen und krabbeln konnte. (Ich bin bis zu meinem 6. Lebensjahr in der DDR aufgewachsen - Ausreise am 31. Jan. 1975)

Als mir klar wurde, dass die Gefühle in der Gegenwart genau die Gefühle sein müssen, die ich damals als Baby gefühlt habe und die ich beim Totstellreflex habe unterdrücken müssen, sonst wäre der Stress zu groß geworden und ich wäre daran gestorben, habe ich ganz heftig angefangen zu weinen. Über 30 Minuten flossen meine Tränen.
Das Kuriose war, dass an dem Abend absolut niemand im Haus war. Beide Kinder blieben bis spät außer Haus und selbst meine sonst so kuscheligen Kater waren nicht da. Ich war so alleine wie damals nachts in der Küche. Die Stille im Haus empfand ich an dem Abend richtig unheimlich - passend zu meinen Erlebnisse in der Vergangenheit.
Ich habe solange an das vergangene Erlebte gedacht, bis beim Daran-Denken keine Tränen mehr kamen.
Dann kehrte ich mit meiner Aufmerksamkeit zur Gegenwart zurück: "Und? Habe ich nun noch Angst zu schlafen?" - "Nein!" war die Antwort. Die Angst war weg - vollkommen.
In der Nacht habe ich endlich mal wieder, ohne die o.e. Probleme bis 8 Uhr geschlafen - mit einer kurzen Pause um 0.45 Uhr und um 5 Uhr. Seit dem kann ich nachts wieder wunderbar schlafen.

Hier nochmal kurz zusammengefasst, wie ein Prozess laufen kann:

Aktuelle Situation beobachten:
Alles beobachten: Gefühle, körperliche Symptome, was passiert im Umfeld und kann mir als Spiegel dienen (Bsp. die Ärztin, die mir nicht helfen wollte, spiegelte mir mein Umfeld von früher)

Gefühle zur aktuellen Situation beobachten:
Die Gefühle zu der aktuellen Situation in Worte fassen. Manchmal hilft es auch, sie laut auszusprechen oder aufzuschreiben.

Woher kenne ich diese Gefühle aus meiner Vergangenheit?
In welcher Situation habe ich das schon einmal gefühlt?

Suche in deiner Vergangenheit nach Ereignissen, wo du dich genauso gefühlt hast, wie jetzt in der Gegenwart. Wenn nötig, frage deine Eltern, Tanten etc.
Bsp. Ich bin nachts vor einigen Jahren immer hochgeschreckt. Ich konnte das nie einer Situation zuordnen. Ich erzählte das meiner Mutter und sie erzählte mir, dass meine Oma (wenn meine Mutter Nachtschicht arbeiten musste) mich um 22 Uhr aus dem Bett gezerrt und auf das Töpfchen gesetzt hat. Wenn ich dann nicht ins Töpfchen gemacht hatte, hat sie mich geschlagen. Als ich darüber ausgiebig geweint hatte, verschwand das Hochschrecken in der Nacht sofort.

Lösung:
Die aktuellen Gefühle der alten Situation zuordnen und trauern und weinen (gaaaanz wichtig!), wie schlimm das war damals. Und immer wieder an die Situation in der Vergangenheit und auch an die Situation in der Gegenwart denken, bis keine Tränen mehr kommen - dann ist es gelöst.



Heilung von Stress

Donnerstag, 5. Nov. 2015
Ich bin mal wieder sehr früh wach gerworden heute (5 Uhr). Ich konnte nicht mehr einschlafen, weil mein Gehirn allerlei Gedanken produzierte und mich damit wach hielt. So nutzte ich die Zeit, mein Gehirn mit sinnvollen Gedanken zu beschäftigen bzw. mir Zeit zu nehmen, in mich hinein zu fühlen, was denn in mir so 'los' ist. Was ich dort entdeckte, war mir nicht neu: Stress, Stress, Stress ...
Aber nicht wie früher, dass ich das Gefühl hatte, dass das Stressgefühl berechtigt ist. Sondern Stress einfach so, weil ich es gewohnt bin. Und das war das Stichwort: "gewohnt".
Ich fragte mich:
Gab es eigentlich irgendwann einmal eine Zeit, in der ich mich nicht gestresst gefühlt habe?
Eine Zeit, so wie andere erzählen, dass sie im Urlaub waren und sie sich ganz toll erholt haben?
Ich kramte eine ganze Weile in meinen Erinnerungen und Gefühlen:
Als Baby?
Nein, ganz gewiss nicht. Die vielen Trennungen von meinen Eltern (ich war Kinderkrippenkind ab der 5. Lebenswoche) haben kein Gefühl der Geborgenheit hinterlassen.
Meine frühe Kindheit?
Ja, da gibt es zwei Dinge, die sich sehr entspannt anfühlen: Das Baden in der Ostsee und das Spielen in dem großen Garten meines Opas. Wenn ich aber genauer hinein fühle, dann fehlte damals trotzdem etwas. Das liebevolle Gehalten-sein.
Die Urlaube?
Nein, ganz gewiss nicht. Die Urlaube mit meinen Eltern hatten auch immer spannungsvolle und stressige Momente. Die Urlaube mit meinem ersten Mann waren sehr, sehr stressig - wohl weil in dem Rahmen des Nichts-tuns immer unsere verdrängten Schmerzen hoch kamen. Ja, in den Urlauben fand bei mir immer Schmerzarbeitung statt, was sich nicht wirklich wie Erholung anfühlte.
Ich suche nach Momenten, an die ich im Alltag andocken kann - Erinnerungen, wo ich mich wirklich vollkommen entspannt gefühlt habe und krame weiter in meinen Erinnerungen.
Die Momente, in denen ich Autogenes Training gemacht habe, waren sehr entspannend - aber ich war alleine - nicht im Kontakt mit anderen Menschen.
2011, die Arbeit auf Teneriffa - jeden Tag Aufstellungsarbeit direkt am Meer und in den Pausen im Meer baden - das war herrlich. Ja, da konnte ich wirklich entspannen und hatte sogar einen normalen Blutdruck.
Ja, und dieses Jahr, als ich mit Olaf in Klagenfurt war (habe dort die Ausbildung "Viszerale Osteopathie" gemacht) und die gemeinsame Zeit drumherum war sehr entspannend für mich. Das regelmäßige Schwimmen-gehen im Baggersee dieses Jahr war sehr entspannend. Aber interessant: Da war ich aber auch alleine und nicht in Kontakt mit anderen.
Gestern Abend bei unserem Abendworkshop Freie Systemische Aufstellungen hat eine junge Frau aufgestellt, die bereits als Kind von ihren Eltern in die Pflicht genommen wurde, ständig auf ihre jüngeren Geschwister aufzupassen. Sie erzählte, dass sie sich nun als Erwachsene kaum entspannen kann, weil sie ständig überall ihre Pflicht und Verantwortung sieht. Um ihr zu helfen, bat Olaf mich, eine Rolle zu spielen. Ich sollte mich hinter sie stellen und sie sollte mal fühlen, wie es ihr mit dieser Rolle im Rücken gehe. Ich selbst fühlte mich in der Rolle ihr gegenüber sehr fürsorglich und ermunterte sie, sich bei mir anzulehnen. Sie selbst fühlte sich mehr entspannt als zuvor ohne mich in der Rolle. Welche Rolle hatte ich? Ich war eine Person, die ihr alle ihre Pflichten abnimmt, so dass sie Raum hat, sich zu entspannen. - Daran musste ich heute Morgen auch denken. Und mir kam die Idee, dass ich mir das ja auch mal vorstellen kann, dass jemand hier im Bett sitzt, mich in den Arm nimmt und sagt: 'Du brauchst dich um nichts zu kümmer, ich mache das alles. Entspann' dich einfach und lass' los." Gedacht - getan! Und als ich mir das innerlich vorstellte, kamen sofort Tränen und ich weinte über den ganzen Stress, den ich meine ganzen fast 47 Jahre erlebt und mit mir herum getragen habe. Ich ließ mir für meine innere Übung mit der Person, die sich um alles kümmert, viel Zeit - Zeit für meine Tränen und Trauer. Immer wieder hatte ich Bilder von Situationen, in denen es besonders stressig war und dann konzentrierte ich mich wieder auf die imaginäre Person, die sich für mich um alles kümmert, und fühlte die Entspannung in mir.
Ich glaube, ich werde das als Übung für mich für einige Zeit machen - bin gespannt, ob und wie es hilft. Ich werde weiter berichten.

 

Die Existenzangst

Freitag, 2. Okt. 2015
Ich bin heute Morgen kurz vor 6 Uhr aufgewacht. Es war noch dunkel und es ging mir nicht gut. Irgendetwas brodelte in mir - das habe ich gestern Abend schon gemerkt, denn ich wollte einfach nicht ins Bett gehen, obwohl ich sehr müde war.
Ich befinde mich zur Zeit in einer Zwickmühle, die eigentlich schon sehr alt ist: Meine beiden Kinder haben ihr Abitur geschafft und werden demnächst ausziehen, um dort zu wohnen, wo sie studieren. Ich möchte gerne mit meiner ganzen Kraft für sie da sein, wenn sie mich brauchen. D.h. Wohnung suchen, neue Wohnung renovieren, Umzug etc. Gleichzeitig bin ich aber selbständig und ich habe das Gefühl, dass ich auch Geld verdienen 'muss', um überleben zu können. Diesen inneren Konflikt habe ich schon, seit ich vom Vater geschieden bin und selbst keinen Ehegattenunterhalt mehr bekomme. Ich glaube auch, dass es vielen allein-erziehenden Frauen (und Männern) so geht.
So liege ich heute Morgen im Bett und mein Gehirn inszeniert ein 'Horror'-Szenario: Ich werde die nächsten 14 Tage nicht arbeiten können, keine Projekte starten etc. und immer weniger Geld haben.
Interessanterweise fühle ich keine Angst dabei, sondern Schmerz - einen ganz tiefen Schmerz. So frage ich mich:

Ist die Existenzangst gar keine Angst,
sondern ein Existenzschmerz?

Mir wird bewusst, dass dieser Existenzschmerz sich auf zwei Arten bei mir ausgedrückt hat bzw. ausdrückt:

1. Ich arbeite voll motiviert und viel, kann dabei aber nicht auf mich, meine Bedürfnisse und meine Gesundheit achten und werde krank.
2. Ich fühle mich wie gelähmt, schlapp und resigniert, ohnmächtig und habe keine Lust zum Arbeiten bzw. kann mich kaum bewegen - als wenn ich mich wie in einer Schockstarre befinde.

Den ersten Zustand identifiziere ich als 'Vermeidung des Existenzschmerzes' und zu meiner eigenen Überraschung erkenne ich, dass ganz viele Menschen in diesem Zustand stecken. Arbeiten bis zum Umfallen (Burn-out oder chronisch krank) und auch von den Mitarbeitern vollen Einsatz über die Regelarbeitszeit hinaus verlangen.
Mit einem Mal sehe ich überall dieses Muster zur Vermeidung - oder besser gesagt - zum Schutz vor dem eigenem Existenzschmerz.
Den zweiten Zustand finde ich interessant, weil er mich wohl an den Kern des Problems führen kann. Wo in meinem Leben ging es um meine Existenz? Es ist ganz einfach und doch so schwierig.
Meistens können wir uns daran nicht mehr erinnern, weil es in unseren ersten Lebenswochen/Lebensjahren war: Als Neugeborenes und Baby. Die Zeit, in der wir voll und ganz von den Eltern bzw. betreuenden Personen abhängig sind. Das einzige, was wir als Baby tun können, wenn wir uns nicht wohlfühlen, Hunger haben, Nähe wünschen etc., ist weinen und schreien. Wird aber das von den Eltern missverstanden oder ignoriert, dann fühlen wir Todesangst - Existenzangst. Denn wenn keiner unser Schreien hört, erhört und zu uns kommt, dann sterben wir. Für Babys zählt nur körperliche Nähe. Das zeigt ihnen, dass jemand da ist und sich um sie kümmert. Babys haben kein Zeitgefühl - wissen nicht, dass sie einfach nur noch 10 Min. warten müssen, bis es wieder Essen gibt. Sie leben im Jetzt und fühlen JETZT das Problem in sich und brauchen JETZT die Lösungen für ihr Unwohlgefühl. Wird das Bedürfnis im JETZT erfüllt, dann schafft das Urvertrauen.

Ich selbst habe Folgendes erlebt:

- Ich wurde drei Tage lang nach der Geburt nur mit Fencheltee gefüttert, da die Ärzte damals davon überzeugt waren, dass die Mutter das Kind erst stillen sollte, wenn es das Mekonium (Kindspech) ausgeschieden hat.
Außerdem durfte meine Mutter mich immer nur kurz auf dem Arm halten - ins Bett nehmen und kuscheln, war strengstens verboten - aus Angst vor Kindsbettfieber.

=> Hungergefühle von Babys lösen Todesangst aus.
- Ich bin in der DDR geboren und dort war es üblich, dass die Mütter nach vier Wochen wieder arbeiten gehen mussten. Die Kinder wurden dann in die sogenannte Kinderkrippe (heute sagt man eleganter: Kindertagesstätte) gegeben. Die Mütter hatten aber das Recht alle 4 Stunden von der Arbeit in die Kinderkrippe zu gehen und das Kind zu stillen. Doch dies machte kaum jemand, denn oft lag die Arbeitsstätte nicht in der Nähe der Kinderkrippe. Meine Mutter hätte einmal durch die ganze Stadt laufen müssen, denn Autos hatten in der DDR nur die Privilegierten.
Fazit:
Meine Mutter stillte sehr schnell ab und meine Oma empfahl ihr auch, mich sehr schnell zum Durchschlafen zu zwingen, damit sie keine Probleme bekommt, wenn sie wieder arbeiten muss. Und das sah so aus:
Ich wurde abends um 22 Uhr das letzte Mal gefüttert und dann in meinem Bettchen in die Küche geschoben. Nachts, wenn ich wach wurde und geschrien habe, ließ man mich schreien bis der Totstellreflex einsetzt und ich Ruhe gab. Das musste man drei bis vier Nächte hintereinander machen und dann schrie das Kind nie mehr nachts.
Was tagsüber in der Kinderkrippe geschah und wie man sich um mich gekümmert oder nicht gekümmert hatte, kann man nur vermuten. Wenn ich als 1-Jährige um 16 Uhr - als meine Mutter kam, um mich abzuholen - splitterfaser nackt in der einen Ecke meines Bettchens saß und in der anderen Ecke eine voll-geschissene Windel mit der dreckigen Kleidung lag, bedarf es keine Worte, außer: Vernachlässigung.

=> Der Totstellreflex ist ein schwerwiegendes, seelisches Trauma. Während das Baby schreit, hat es Todesangst, würde der Totstellreflex nicht einsetzen, dann würde das Baby aufgrund der Angst sterben. Der Adrenalin- und Cortisol-Spiegel im Blut des Babys würde so hoch steigen, dass es daran stirbt. (Mäuse können sogar daran sterben, wenn sie sich plötzlich heftig erschrecken.) Der Totstellreflex bewirkt, dass alle Schmerzgefühle abgeschaltet werden - sie sind nicht mehr fühlbar. Gleichzeitig verliert das Baby sämtliches Vertrauen in die Welt - später als Erwachsener wird dann oft gesagt, dass man kein Urvertrauen habe und so der Existenzangst ein 'wunderbarer' Boden bereitet wurde.

Heute Nacht kamen mir wieder diese Bilder und vor allem diese Gefühle von damals ins Bewusstsein und ich habe mich nochmals intensiv hinein gefühlt: Da liegt man (als Baby) im Bett, hat Hunger oder das Bedüfnis nach Nähe und 'ruft' nach der Mama oder dem Papa - schreit also und keiner kommt. Man kann nichts tun:
- Man kann nicht aufstehen und sich selbst etwas zu essen machen.
- Man kann nicht aufstehen und zum anderen hingehen und sich die Nähe holen, die man braucht.
- Man kann nicht aufstehen und jemanden suchen, der bereit ist, einem Nähe zu geben.
- Man kann nicht auf's Klo gehen und liegt in der nassen, stinkenden Windel und es wird kalt.
Aber am allerschlimmsten ist die Angst - die Todesangst, dass nie wieder jemand kommt und man sterben wird. Woher sollte ich als Baby wissen, dass morgens um 5 Uhr meine Mama wieder kommen wird?

Heute Nacht, als diese Gefühle wieder hochkamen und der Schmerz darüber immer schlimmer wurde, kamen auch Gedanken daran:
Warum bin ich damals nicht einfach gestorben? Dann müsste ich dieses Leid jetzt nicht fühlen.
Und früher vor über 10 Jahren waren diese Prozesse noch schlimmer, da hatte ich sogar in der Gegenwart das Gefühl: Wenn ich jetzt sterben würde, wäre mir das egal.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele, die den Freitot gewählt haben, solche oder ähnliche Gefühle hatten. Und deshalb ist es wichtig zu wissen:

Dieses Gefühl 'sterben zu wollen' ist ein altes Gefühl - ein alter Schmerz -
ein schmerzliches Gefühl aus einer längst vergangenen Situtation.

Es ist ein schmerzvolles Gefühl, das nochmals angeschaut, gefühlt und betrauert werden will. Denn das wäre damals nicht gegangen, weil ein Baby daran wirklich gestorben wäre. Doch heute sind wir erwachsen - wir können diesen Schmerz Stück für Stück anschauen, zulassen, fühlen und ausweinen bis das Gefühl 'sterben zu wollen' mit dem Existenzschmerz verschwindet.
Ich will damit nicht sagen, dass der Schmerz nicht schlimm ist - im Gegenteil - er ist einfach nur fürchterlich und sehr, sehr schmerzvoll. Doch JETZT als Erwachsene sterben wir nicht daran - die Todes-Bedrohung stammt aus der Kinderzeit.
Es gibt auch noch weitere Todes-Bedrohungen für Babys und Kinder:
- Schläge der Eltern, Erwachsenen
- Schimpfen und Vorwürfe der Erwachsenen
In diesen Situationen geraten die Kinder in eine Ausweglosigkeit, in der die Erwachsenen - neben dem Schmerz - nicht mehr den Eindruck vermitteln, dass sie das Kind schützen.

Heute Morgen habe nicht mehr lange darüber getrauert - habe aber einen kurzen, intensiven, tränenreichen Prozess durchgemacht. Vor 6 Jahren bin ich manchmal mitten im Prozess aufgestanden und habe mir etwas zu essen gemacht, um mir zu zeigen, dass ich mir JETZT etwas zu essen holen KANN, dass ich erwachsen bin. Oder ich habe meinen Mann gebeten, mich in den Arm zu nehmen und konnte mir somit zeigen, dass ich JETZT in der Lage bin, mir selbst die Nähe zu holen, die ich brauche.